Inside Big Data. Unsere Daten zeigen, wer wir wirklich sind
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Inside Big Data. Unsere Daten zeigen, wer wir wirklich sind |
Autor(en): | Christian Ridder |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | München |
Verlag: | Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2016 |
Seitenanzahl: | 304 Seiten |
Originaltitel: | Dataclysm |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3446444599 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3446444591 |
Schlagwörter: | Big Data, Partnerbörsen, Informationsverarbeitung |
Sachgebiete: | Informationswissenschaftler |
Rezensionen | |
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Der Gründer und heutige Leiter des Analyseteams des US-amerikanischen Datingportals OkCupid Christian Rudder hat in seiner Zeit bei dem Portal eine der größten Datensammlungen zwischenmenschlicher Interaktion und des Kommunikationsverhaltens von Menschen, die einen Partner suchen, angelegt. In seinem Buch Inside Big Data. Unsere Daten zeigen, wer wir wirklich sind schildert er die Erkenntnisse, die er hieraus gezogen hat. Für ihn können aus diesen Daten "menschliche Universalien" (12) gezogen werden. Ridder erwartet in Zukunft nicht nur weitere tiefe Erkenntnisse aus Daten, sondern gar eine neue Form der datengetriebenen Geschichtswissenschaft (28).
Ridder beginnt zunächst mit einer Analyse, welches Alter Frauen bei Männern und welches Alter Männer bei Frauen am attraktivsten finden. Aus den Daten geht nach Ridder hervor, dass Frauen in etwa gleichalte Männer, Männer jedoch grundsätzlich Frauen um 20 Jahre alt für am attraktivsten halten (43 ff), was auch bedeutet das Frauen mit zunehmendem Alter immer weniger Anfragen von interessierten Männer erhalten. (47) Eine erstaunliche Erkenntnis, die Ridder ebenfalls aus seiner Analyse zog, ist, dass Frauen mit hoher Bewertungsvarianz, d.h. vielen positiven und(!) negativen Bewertungen gleichsam in ihrer Attraktivität in der Partnersuche steigt, Ridder formuliert: "Das heißt, das man durch hohe Varianz gleichsam mehrere Stufen in der Hackordnung der Internetpartnersuche überspringen kann." (56) Nach Ridder liegt dies vor allem auch daran, dass Männer bei Frauen, die bereits sehr viele positive Bewertungen erhalten haben, eine zu hohe Konkurrenz erwarten. (58)
Eine weitere Erkenntnis, die Ridder in seinem Buch teilt, ist die, dass das Internet eigentlich anders als kulturkritische Betrachtungen sonst formulieren, der Schriftform weiter zum Durchbruch verholfen hat. Ridder erinnert daran, dass Twitter in zwei Jahren mehr Textnachrichten produziert haben wird als in allen Bücher davor zusammen publiziert worden ist. Und dieser Aufstieg des Mediums Text erkennt Ridden eben auch in der Partnervermittlung. (65) Zugleich gehen aber auch, nicht nur durch Twitter befördert, die Anzahl an Zeichen in Nachrichten zurück, während zeitgleich immer mehr Bedeutung in im weniger Text versucht wird zu packen. (69, 75) Ridder untersucht auf diesen Erkenntnissen aufbauend nun, welche Nachrichtenlänge welchen Erfolg bei der Anbahnung einer Unterhaltung zwischen Partnersuchenden hatte, dies aber anhand der Zeit, die für die Erstellung einer Nachricht aufgewandt worden ist. (insgesamt hat Ridder 3,2 Milliarden Wörtern Text zur Verfügung, S. 175) Er kommt zu dem Ergebnis, dass die beste Performance bei Nachrichten eingetreten ist, für die ca. 100 Sekunden Zeit aufgewendet worden ist, zu viel ist nicht gut, zu wenig aber natürlich auch nicht. (76) Die Analyse Ridders geht aber noch darüber hinaus. Indem Ridder die Zeit hier als Maßstab heranzieht, die für eine Nachricht aufgewendet worden ist, kann er auch reine copy&paste Nachrichten von echten Antworten trennen. Er sieht echte Nachrichten zwar im Einzelfall als erfolgreicher an, aber dies wird bei copy&paste durch die Masse wettgemacht. (80)
Ridder hat zudem die sozialen Graphen seiner Partnersuchenden untersucht. Ridder zitiert eine Studie von Facebook, nachdem mittlerweile bewiesen ist, dass Milgrams Experiment, nachdem jeder Amerikaner maximal in einem Abstand von sechs Kontakten miteinander verbunden ist, wahr ist. Auf Facebook sind 99,6% der Menschen maximal über sechs Verbindungen mit einander verbunden. Wertet man nun das Kontaktgeflecht von Partner aus, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Partnerschaft umso länger hält je mehr Freunde auch selbst miteinander verbunden sind. (86) Ridder zeigt darüber hinaus, dass das Matching von Unterschieden bzw. Gemeinsamkeiten nicht so wichtig ist, wie angenommen, selbst das optische Aussehen spielt für dern Erfolg einer Partnerschaft maximal bei der Kontaktaufnahme eine Rolle. (100 ff) Allerdings erkennt Ridder in seinen Analysen nach wie vor einen tief verwurzelten Rassismus bei der Partnersuche und hat dazu umfangreiche Statistiken erstellt (109 ff) und außerdem analysiert, welche Vorlieben in welchen ethnischen Schichten vorliegen. (182 ff)
Bewertung
Die Analysen Ridders sind durchaus interessant und weitgehend valide. Etwas erschreckend sind jedoch die Themen, die Ridder teilweise untersucht hat, so etwa zu den Vorlieben nach Ethnie anhand ihrer Kommunikation. Zudem ist es sehr erschreckend, dass alle diese Daten, auch wenn es "anonym" passierte, von einem Analysten einfach so ausgewertet werden können. Denn man weiß aus anderen Kontexten, dass selbst anonymisierte Daten am Ende so anonym nicht sind und sich Name und Vorname meist schnell unter Heranziehung etwas des Internets ermitteln lassen. Außerdem wagt man gar nicht daran zu denken, was diese Daten in den Händen der Falschen in der Lage sind anzurichten.