Eine kurze Geschichte der Menschheit

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Daten zum Buch
Deutscher Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit
Autor(en): Yuval Noah Harari
Herausgeber:
Erscheinungsort: München
Verlag: [Pantheon Verlag]]
Serie:
Erscheinungsjahr: 2016
Seitenanzahl: 528 Seiten
Originaltitel: Sapiens. A Brief History of Humankind
Originalsprache: deutsch
ISBN-10: 3570552691
ISBN-13/

EAN-Code:

978-3570552698
Schlagwörter: Universalgeschichte, Geschichte der Menschheit
Sachgebiete: Geschichstwissenschaft
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Der Historiker Yuval Noah Harari unternimmt mit seinem Sachbuch Eine kurze Geschichte der Menschheit nicht nur den Versuch, die seiner Ansicht nach 70.000 Jahre alte Geschichte der Menschheit nachzuzeichnen, sondern möchte zugleich zeigen, warum bisher gerade der Mensch einen unvergleichbaren Siegeszug unter allen Lebewesen der Erde davongetragen hat. Harari zieht dazu die kognitive Revolution vor etwa 70.000 Jahren (11 ff), die landwirtschaftliche Revolution vor ca. 11.500 Jahren (101 ff), die Vereinigung der Menschheit durch Wirtschafts- und Religionssysteme (201 ff) und die wissenschaftliche Revolution (301 ff) vor 500 Jahren heran.

Harari stellt in Bezug auf die kognitive Revolution des Homo Sapiens drei Theorien (53) vor. Demnach ist die Sprache das entscheidende Merkmal, das uns von den Tieren insoweit unterscheidet, als dass wir über die Sprache 1.) konkrete und große Mengen an Informationen über unsere Umwelt weitergeben können, 2.) Informationen über soziale Beziehungen austauschen können und/ oder 3.) Informationen über fiktive Dinge (Mythen, Menschenrechte, Nationen) austauschen können, mit deren Hilfe größere Verbände von Menschen zusammengehalten werden können. Harari glaubt, dass 50 Menschen vermutlich 50 Neandertalern unterlegen gewesen seien, aber 500 Menschen allen Neandertalern, weil diese nur in kleinen Verbänden hätten kämpfen können. (52)

Die landwirtschaftliche Revolution bzw. die Sesshaftwerdung vor ca. 11.500 Jahren in der heutigen Südosttürkei stellt Harari dagegen nicht nur als einen Gewinn des Menschen dar, sondern eher als seinen größten Betrug (104). Seiner Ansicht ist sie sogar eine zwar erfolgreiche, aber domestizierende Falle (105) für den Menschen geworden, weil sie den ehemaligen Wildbeuter Mensch an die Scholle band und ihn zum Wasserschleppen verdammte. (115) Aus seiner Sicht fühlen wir uns bis heute als freie Jäger, leben aber als geknechtete Bauern (102). Dennoch resultierte aus der Sesshaftwerdung des Menschen ein ungeahnter Kinderreichtum, weil Frauen nun jährlich Kinder zur Welt bringen konnten. (112) Zudem seien auch nur aus der Sesshaftwerdung erste kulturelle bzw. kultische Großprojekte wie z.B. Stonehenge (4.500 alt) zu erklären, wenn man auch in Göbekli Tepe in der Südosttürkei, also dem Ort der Sesshaftwerdung des Menschen, erste kultische Großbauten gefunden habe, die noch aus der Zeit der Wildbeuter stammen. (118) Aus Sicht Hararis tragen jedoch nicht nur die Menschen die Bürde dieses menschlichen Erfolgs, sondern vor allem auch die sehr große Masse versklavter Tiere in der Welt, ca. 1 Milliarde Kühe und Schafe und 25 Milliarden Hühner (120 f). Diese litten an unserer Sesshaftwerdung mehr noch als wir selbst.

In Bezug auf die Vereinigung der Menschheit bezieht sich Harari vor allem auf die wirtschaftlichen und die religiösen Interessen der Menschen. Aus beiden Beweggründen wurde der Gegensatz von wir und die anderen überwunden und die Menschheit als Ganzes betrachtet (211), wobei Harari selbstverständlich auch Liberalismus, Kommunismus und Kapitalismus als Religonen betrachtet. (277)

Die wissenschaftliche Revolution schließlich führte geradezu zu einer Explosion der Menschheit. Um 1500 lebten nur ca. 500 Mio. Menschen auf der Welt, heute jedoch schon 7 Milliarden, die im Verhältnis sogar noch wesentlich mehr Waren produzieren und Energie verbrauchen als je zuvor: "14 mal so viele Menschen produzieren 240 mal so viel und verbrauchen dabei 115 mal so viel Energie" (301). Aus Sicht Hararis wurde die wissenschaftliche Revolution dadurch eingeleitet, dass wir erkannten, dass wir das meiste eben genau nicht wissen, insofern war die kongitive Revolution genaugenommen eine Revolution der Unwissenheit (306). Einen besonderen Schub bedeutete zudem die Vermengung von Wissenschaft und Technologie um 1900. Bis dahin war die Wissenschaft für Herrscher häufig eher eine Wissenschaft zur Weitergabe alten Wissens und damit zur Festigung der eigene Herrschaft. (318) Heute herrscht dagegen eine Ideologie des Fortschritts vor (322), die durch ihr Vertrauen in die Zukunft selbst sehr mächtig ist. Der Glaube an grenzenloses Wachstum erzeugte so laut Hararis so auch die Funktionalität des Kredits, der immer schnelleres Wirtschaftswachstum befeuerte, aber auch jene Blasenbildung, die wir heute kennen und deren erste Harrari mit der sog. Mississipi-Blase (395) beschrieben wird. Untrennbar mit der wissenschaftliche Revolution ist natürlich auch die industrielle Revolution verbunden. Harari beschreibt, wie uns die Erfindung der Dampfmaschine aus den beiden großen Kreisläufen der Natur (Tag und Nacht sowie Werden und Vergehen) befreit habe (410), aber zugleich in die Abhängigkeit von Staat und Industrie (429) gebracht habe, wobei Harari vorrechnet, dass durch den Staat und mit dem Zurückdrängen der Familien und Horden die Gewalt massiv abgenommen habe. Vor 10.000 gabe es laut Harari Mordraten von 15% der Bevölkerung, heute ist diese jedoch auf 0,09 % gesunken. (449)

Bewertung

Das Buch Hararis ist kein wissenschaftliches Werk, sondern ein Sachbuch, dennoch würden viele Historiker gut daran tun in ähnlich lesbarer Form zu schreiben wie Harari. Inhatlich ist Harari daher auch in vielen Bereichen angreifbar, insbesondere zu seinen Darstellungen zu den Wildbeutern. Dennoch ist diese Buch unglaublich dicht mit ungewöhnlichen und guten Gedanken, so dass man diese Buch - ungewöhnlich für einen Bestseller - wirklich nur Jedem zur intensiven Lektüre empfehlen kann.