Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen

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Daten zum Buch
Deutscher Titel: Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen
Autor(en): Rolf Dobelli
Herausgeber:
Erscheinungsort:
Verlag: Carl Hanser Verlag
Serie:
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenanzahl: 256 Seiten
Originaltitel: {{{OT}}}
Originalsprache: deutsch
ISBN-10: 3446426825
ISBN-13/

EAN-Code:

978-3446426825
Schlagwörter: Psychologie, Denken
Sachgebiete: Psychologie
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Rolf Dobelli hat in seinem Buch insgesamt 52 "Denkfehler" zusammengetragen. Denkfehler sind nach Dobelli vor allem systematische Denkfehler des Menschen, die bei uns fast schon natürlicherweise durch unsere Entwicklungsgeschichte angelegt sind. Daher stützt sich Dobelli in seinen zuerst in der FAZ erschienenen Glossen auch auf die evolutionäre Psychologie (216).

Für Dobelli ist weniger die Einteilung in eine linke (emotionale) und eine rechte (rationale) Gehirnhälfte relevant, sondern eher die Einteilung in ein rationales und ein intuitives Denken (218), wobei das intuitive Denken in der Frühzeit des Menschen noch relevanter, weil schneller und damit überlebensnotwendig gewesen sei. In den modernen Zeiten hätten wir jedoch genügend Zeit, über unsere Denkfehler aus dem intuitiven Denken nachzudenken und so manchen Fehler zu vermeiden, den uns dieses Denken aus der Vorzeit, das durchaus auch seine Vorzüge haben kann, beschert.

Sofort einleuchtend ist dies z.B. bei dem Denkfehler, der uns bei exponentiellem Wachstum (142) unterläuft. Dobelli fragt seinen Leser, wie dick wohl ein 50 mal gefaltetes Blatt Papier sei. Auf die Antwort, dass es von der Erde bis zur Sonne reichen würde, kommt intuitiv wohl niemand, diese Lösung kann man sich nur errechnen. Dobelli beschreibt zudem einige Denkfehler, die gezielt in Werbung und Marketing ausgenutzt werden und warnt davor, auf diese Denkfehler intuitiv zu reagieren. So z.B. der Kontrasteffekt (41), der uns überteuerte Sitze für ein Auto einfach mitkaufen lässt, nur weil die Sitze im Vergleich zum Auto preiswert erscheinen. Die Sitze hätten wir uns aber bei rationaler Überlegung normalerweise nie zu diesem Preis gekauft. Dobelli verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Reziprozitätsfehler hin, der uns dazu verleitet, in keiner Schuld stehen zu wollen. So verschenken manche Dienstleister ihre Dienste zunächst, weil es den so Beschenkten danach schwer fällt, die Dienstleistung abzulehnen. Dobelli bringt hier das schöne Beispiel der Hare Krishnas auf den Bahnhöfen, die diese Masche zur Perfektion trieben, in dem ein Anhänger der Sekte im Bahnhof den Reisenden eine Blume schenkte und ein anderer am Ausgang um eine Spende bat. Die Menschen konnten dann fast gar nicht mehr anders als zu spenden, so Dobelli. Manches mal, so Dobellis Rat, ist es eben billiger als man denkt, ein Geschenk abzulehnen. Auch beliebt in der Werbung und im Marketing ist der sogenannte Verknappungseffekt, der uns etwas kaufen lässt, nur weil es rar ist. Wir wissen es eigentlich, aber sobald das Wort "rar" fällt, greifen wir blindlings und automatisch zu fast jedem Preis zu.

Zur Manipulation von Menschen wird nach Dobelli auch gerne der sogenannte Anker (125) benutzt. Dabei werden z.B. bei Immobilienverkäufen vermeintlich vergleichbare Beispiele gezeigt. Der Käufer bzw. Interessent ist dann von den im Beispiel genannten Preis so überzeugt bzw. darauf geeicht, dass er den geforderten Betrag für das angebotene Objekt für gerechtfertig hält, auch wenn er das gar nicht richtig einschätzen kann. Der Mensch denkt aber eben in Ankern oder in Geschichten (169), um sich Neues aus Bekannten abzuleiten.

Auch Vielen bekannt vorkommen sollte der Es-wird-schlimmer-bevor-es-besser-wird-Denkfehler (49). Nach Dobelli wird diese Aussage vor allem gerne von Firmenlenkern und Analysten in der Wirtschaft verwendet, ist aber am Ende vielleicht nur reine Rethorik, weil man mit dieser Aussage kaum falsch liegen wird. Menschen sind überdies auch sehr anfällig für die Meinung von Gruppen oder von vermeintlichen Autoritäten (37), die uns am klaren Denken hindern können und den Blick auf die Wahrheit verstellen. Dobelli rät hier ebenso zur Vorsicht, aber sieht aber auch genügend Denkfehler, mit denen wir uns selbst manipulieren können. So zählt für uns Verlust mehr als Gewinn. (133) Das lässt uns aber z.B. irrationalerweise an einer Aktie festhalten, die wir lieber schleunigst verkaufen sollten, damit es nicht noch schlimmer wird. Darüber hinaus kennt Dobelli noch viele weitere Denkfehler wie die kognitive Dissonanz (205), die uns Dinge schönreden lässt oder der Denkfehler bei Anfängerglück (201), da wir dazu neigen, uns notorisch selbst zu überschätzen.

Bewertung

Das Buch von Dobelli ist schlicht und einfach empfehlenswert. Es fasst in klaren und einfachen Worten Denkfehler zusammen, die wir aus unserem täglichen Denken kennen. Dabei schildert Dobelli diese Denkfehler aber nicht als Mangel des einzelnen Menschen, sondern als Denkmechanismus, der in jedem Menschen bereits angelegt ist. Dobelli richtet daher nicht den Zeigenfinger auf den Menschen, der einem oder allen Denkfehlern verhaftet ist, sondern gibt uns ein Rüstzeug an die Hand, wie wir mit rationalem Nachdenken ggf. auf die richtige Fährte kommen können.

Dieses im Buch vermittelte Rüstzeug lässt uns dann auch darüber hinwegsehen, dass manche Denkfehler auf mehrere Kapitel verteilt worden sind, was vermutlich der Aufbereitung als Kolumne geschuldet ist. Schade ist auch, dass uns Dobelli seine Checkliste nicht mitgeliefert hat, die er seiner Aussage nach immer durchgeht, wenn er darüber nachdenkt, ob er gerade auf einen Denkfehler hereinfällt oder nicht. Eine solche Checkliste wäre etwas für Jedermanns Jackentasche.

Denis Diderot 21:20, 27. Dez 2012 (CET)