Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 - 1945

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Daten zum Buch
Deutscher Titel: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933 - 1945
Autor(en): Victor Klemperer
Herausgeber: Walter Nowojski
Erscheinungsort: Berlin
Verlag: Aufbau Verlag
Serie: Serie
Erscheinungsjahr: 1995
Seitenanzahl: 8 Bde. Seiten
Originaltitel: Originaltitel
Originalsprache: deutsch
ISBN-10: 3-7466-5514-5
ISBN-13/

EAN-Code:

978-3-7466-5514-7
Schlagwörter: Nationalsozialismus, Holocaust, 3. Reich, Judenverfolgung
Sachgebiete: Nationalsozialismus
Rezensionen
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Die Tagebücher Victor Klemperers von 1933 bis 1945 sind ein einzigartiges Dokument über den Alltag und die Judenverfolgung während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland. Als Jude mit einer "Arierin" verheiratet und dadurch bis 1945 vor der Deportation geschützt durchlebt Klemperer jedoch alle Tiefen und Abgründe des 3. Reiches, die er mit einer Sprachgewalt, Schärfe im Denken und besonderer Auffassungsgabe auch für das Detail auf mehreren hundert Seiten seines Tagebuchs beschreibt.


Klemperer, der 1935 durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums seine Professur für Romanistik an der TH Dresden niederlegen muss, versuchte sich anfänglich noch auf seine wissenschaftliche Tätigkeit über die französische Literatur im 18. Jahrhundert zu konzentrieren, wird aber schon bald von der Bibliotheksbenutzung und dem Bezug wissenschaftlicher Literatur gänzlich ausgeschlossen, weshalb er sich auf das Führen des Tagebuchs beschränken muss. Klemperer, der anfänglich noch von einer kurzen Episode der nationalsozialistischen Herrschaft ausgeht, muss zudem schon bald feststellen, dass für Juden selbst das Überleben immer prekärer wird. Als Jude erhält er immer weniger Lebensmittelzuteilungen, darf die Tram nicht mehr benutzen und muss gegenüber fremden Personen immer Vorsicht walten lassen, weil er jederzeit mit Denunziation und Tod rechnen muss.

Den Beginn des Krieges begreift Klemperer demnach als Möglichkeit der Befreiung von dem Joch des 3. Reiches, das für viele seiner Bekannten und Verwandten auch immer häufiger tödlich endet. Mit äußerster Akribie verzeichnet Klemperer jede Deportation in seiner nahen Umgebung und ihm ist von Anfang an klar, dass die Deportationen gleichzusetzen sind mit dem Mord an den Deportierten. Die Pläne doch noch zu emigrieren, wie es Teile seiner Bekannten und seiner Familie bereits gemacht haben, sind jedoch mit Kriegsbeginn endgültig beendet und für Klemperer beginnt das pure Überleben. Als für die letzten 100 Juden in Dresden doch noch Anfang 1945 die Deportation anstehen soll, wird Klemperer durch die schweren Bombardierungen Dresdens davor bewahrt, weil er im Schutze des anschließenden Chaos seinen Judenstern entfernt und als Ausgebombter in Bayern Zuflucht findet.

Klemperer überlebt die letzten Tage des Krieges in Bayern, bevor er zu Fuß nach Dresden zurückkehrt, um dort sein Haus wieder in Besitz zu nehmen, das man ihm 1940 abgenommen hat.

Die Tagebücher Klemperers vor allem in der Zeit von 1933 bis 1945 stellen für die Erforschung des Alltags im Dritten Reich eine Quelle aller ersten Ranges dar.

Siehe auch: