Wiedersehen mit den Siebzigern. Die wilden Jahre des Lesens
Daten zum Buch | |
---|---|
Deutscher Titel: | Eine neue Version ist verfügbar - Update. Wie die Digitalisierung Kunst und Kultur verändert |
Autor(en): | Ulrich Raulff |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | Stuttgart |
Verlag: | Klett-Kotta |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2014 |
Seitenanzahl: | 170 Seiten |
Originaltitel: | - |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3608948937 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3608948936 |
Schlagwörter: | Biographie, Autobiographie, 70er, Theoriegeschichte |
Sachgebiete: | Autobiographie |
Rezensionen | |
|
Der Kulturwissenschaftler und Journalist Ulrich Raulff, der seit 2004 auch Direktor des Deutschen Literaturarchivs in Marbach ist, hat eine leicht lesbare, autobiographisch geprägte Kulturgeschichte der 70er-Jahre aus Sicht eines Intellektuellen vorgelegt. Dabei ist sein Rückblick vor allem durch die Stationen seiner Ausbildung geprägt, die im roten Marburg mit den damaligen Epigonen der marxistischen Theorie ('Abendroth und seine Schüler) begann, aber auch schon zur damaligen Zeit mit Vorlesungen von Heinz Schlaffer (Germanistik), Karl Christ (Geschichte) oder Martin Warnke und Heinrich Klotz (Kunstgeschichte) weit über die marxistische Theorie intellektuell hinausging. Von Marburg nach Paris hieß in den 70er-Jahren intellektuell auch eine Reise von der deutschen Hermeneutik hin zum französischen Poststrukturalismus zu nehmen. So besucht Raulff nicht nur die Seminare von Faucault, sondern lernte ihn auch persönlich kennen und schätzen. Paris war in den 70er Jahren nach Raulff geradezu auf der Droge "Theorie". Mit dem Poststrukturalismus war für Raulff jedoch das Jahrzehnt des Lesens und der Theorie noch nicht beendet, für ihn folgte eine folgenschwere Beschäftigung mit der Ikonographie und Bildtheorie, wozu er die Bibliothek Aby Warbungs im Londoner Exil ausgiebig nutzen konnte.
Bewertung
Das schmale Büchlein ist schnell gelesen und geht kaum über das Biographische und Anekdotische im Leben von Ulrich Raulff hinaus. Aber gerade das macht das Buch auch zugleich sehr lesenswert, denn in dem Streben nach Text und Theorie der 70er-Jahre, von dem Ulrich Raulff erfüllt gewesen war, zeigt sich auch eine heute fast verloren gegangener intellektueller Rausch und eine Tiefe, die man in einem Bachelor-Studium sicher nicht mehr vermittelt bekommt. In vielen Büchern, die heute erscheinen, scheint es zudem geradezu Mode zu sein, sich nicht mit Theorie zu beschäftigen, sie stört nur dabei, die eigene vorgetragene Meinung als besonders originell, revolutionär oder allein selig machend zu preisen. Es wird Zeit, sich wieder mehr mit Theorie zu beschäftigen und genau darauf macht das Büchlein Appetit.
Denis Diderot 13:45, 30. Okt 2014 (CET)