Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Meine kleine deutsche Revolution
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Meine kleine deutsche Revolution |
Autor(en): | Richard David Precht |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | Berlin |
Verlag: | Claassen Verlag |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2005 |
Seitenanzahl: | 350 Seiten |
Originaltitel: | - |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3546003810 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3546003810 |
Schlagwörter: | Autobiographie, 68er Bewegung |
Sachgebiete: | Autobiographie |
Rezensionen | |
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Lenin kam nur bis Lüdenscheid ist der autobiographische Bericht des Autors Richard David Precht über seine Kindheit in den 70er Jahren, die von antiautoritärer Erziehung und linker westdeutscher Kultur geprägt war. Prechts Familie war in den 70er Jahren eine der Vorzeigefamilien für die Aufnahme vietnamesischer Kinder in deutsche Familien und wurde damals mehrfach von Fernsehteams besucht. Das Buch hat auch eine Verfilumg erlebt.
Die Autobiographie beschreibt einen linken Mikrokosmos in Westdeutschland der 70er Jahre, der zum einen von der antiautoritäten Erziehung nach Alexander Sutherland Neill (Summerhill) geprägt war (93), zum anderen aber auch eine eigene Mikrokultur entwickelte, in der für Kinder etwa das Grips-Theater (161) oder die Musik von Degenhardt, Frederik Vahle, Süverkrüp (166) oder Hannes Wada konstitutiv war.
Die politisierende Erziehung war für Precht und vermutlich viele andere "linke" Kinder dennoch nicht immer einfach, weil es gerade auch die Kinder "der Linken" waren, die sich stellvertretend für das Dogma ihrer Eltern manchem konservativen Lehrer stellen mussten. Auch kann es für Kinder durchaus sehr peinlich sein, aus ideologischen Gründen nicht "hübsch" sein zu dürfen, weil die Äußerlichkeit verachtet wurde.
Der Autor beschreibt zudem die Fixierung seiner Eltern auf das vermeintlich bessere Deutschland in der DDR, für das man aber in der BRD zu kämpfen habe und deshalb nicht "rüber" ziehen würde. Der Autor schildert dabei seine persönliche Enttäuschung mit der DDR, da der Ost-Berliner Zoo zwar als der größte der Welt angepriesen gewesen sei, aber am Ende für den Tierliebhaber Precht doch irgendwie eine Enttäuschung gewesen sei, da die Größe vor allem in dem Abstand der Gehege bestanden habe. Überhaupt sieht der Autor Precht seine Kindheit nicht nur rosig; zwar versteht er sich immer noch irgendwie links, aber Precht fühlt sich heute als "linker Konservativer". (344)
Der Titel der Autobiographie ist am Ende als geschickt gewählter Marketinggag zu verstehen, denn Precht ist in Solingen aufgewachsen, in Lüdenscheid jedoch war er ab 1974 bei den Naturfreunden, einer Vorfeldorganisation der DKP. Ansonsten hat das Buch herzlich wenig mit Lenin zu tun.