Geschichte der Schrift

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Daten zum Buch
Deutscher Titel: Geschichte der Schrift
Autor(en): Harald Haarmann
Herausgeber:
Erscheinungsort: München
Verlag: C.H. Beck Ve
Serie:
Erscheinungsjahr: 2002
Seitenanzahl: 128 Seiten
Originaltitel: -
Originalsprache:
ISBN-10: 3491691427
ISBN-13/

EAN-Code:

978-3406479984
Schlagwörter: Schrift, Geschichte der Schrift
Sachgebiete: Schrift, Geschichte der Schrift
Rezensionen

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Haarmann beschreibt die Geschichte der Schrift auf 128 kurzen Seiten für dieses so vielschichtige Thema als eine kulturelle Revolution in Bezug auf die Informationsspeicherung der Menschen, ohne dabei jedoch schriftlose Kulturen als per se "einfach" zu stigmatisieren. Er vertritt dabei die These, dass, anders als es die populäre Geschichtsschreibung oft darstellt, die ersten schriftlichen Zeugnisse, die wir heute kennen, nicht aus Mesopotamien stammen (3200 v. Chr.), sondern Runen der sog. Donauzivilisation sind (um 5300 v. Chr.). (S. 8f) Dabei sieht Haarman diesen Schriftgebrauch anders als zeitlich spätere etwa im mykenisch-griechischen Raum (ab 2500 v. Chr.) und in Mesopotamien (ab 3200 v. Chr.) als religiös motiviert an. (S. 22) In Mesopotamien und Altägypten, aber auch im mykenisch-griechischen Raum diente die Schrift der staatlichen Organisation bzw. der Palastbürokratie wie auf Kreta. Es ist daher von der Polygenese der Schrift auszugehen, nicht von einer Monogenese, also einer singulären Schrifterfindung. (S. 34)

Eine wirklich revolutionäre Neuerung war die Einführung der Keilschrift ab 2700 v. Chr. bei den Sumerern, die sich schnell im gesamten mesopotamischen Kulturkreis im Alten Orient, im Nahen Osten und in Kleinasien verbreitete. (S. 30) Sie ersetze die alte umständlich zu schreibende piktographisch stilisierte Schrift. Bei den Sumerern und in Ägypten findet sich schließlich auch der Übergang von der logographischen (Piktogramme) zur phonographischen (Laute) Schreibweise, nach Haarmann ein Vorgang, den man nur verstehen kann, wenn man begreift, dass die logographische Schreibweise anfänglich eben nicht zur Festhaltung von gesprochener Sprache, sondern von Informationen entwickelt wurde. Nach Haarman kann man diesen Übergang sogar als Universalie der Schriftentwicklung bezeichnen, da es keine Schrifterfindung direkt einer phonographischen Schrift gegeben hat; die Logographie war immer zuerst da und hat sich über diverse Zwischenformen in einer Abstraktionsbewegung zur phonographischen Schreibweise entwickelt, reine phonographische Schriften entstanden dann erst in Griechenland ab 700 v. Chr. (S. 44-45)

Diese entwickelten sich im 2. Jahrtausend v. Chr. in diesem kulturell besonderen Raum durch die Wirkung von vier Schriftsystemen: die babylonische Keilschrift, die ägyptische Hyroglyphenchrift, die syllabische Byblos-Schrift (phönizisch) und die altägäischen Schriftvarianten (Linear A und B usw.) (S. 74ff.) Für die Kulturinnovation des griechischen Alphabets spielte dabei die phönizische Schrift die größte Rolle. Das auf diese Weise neu entstandene Alphabet wurde ein "kultureller Exportschlager im Mittelmeerraum und darüber hinaus". (S. 87) Letztlich stand die phönizische Schrift Pate für das griechishce, etruskische, lateinische, althebräische, aramäische und später arabische Schrift. (S. 95) Der Siegeszug des Lateinischen schließlich ging einher durch die machtpolitische Expansion Roms, da das Lateinische ursprünglich nur eine Lokalschrift Latiums war.

Zum Schluss behandelt Haarmann noch den Unterschied von primärer Schriftlichkeit und sekundärer Schriftlichkeit. Als primäre Schriftlichkeit verstehht Haarmann jede direkte Schriftproduktion, unter der sekundären versteht Haarmann die digitale Schriftproduktion, die auf der primären erst aufbaut. (ab den 1970er Jahren). Dabei konstatiert Haarmann die paradoxe Situation, dass die primäre Schriftlichkeit, insbesondere in ihrer Innovation des Buchdrucks immer mehr Menschen den Zugang zu Schriftlichkeit gewährte, aber die sekundäre Schriftlichkeit von heute eigentlich nur eine Schriftlichkeit von Wenigen, einer Elite ist. (S. 124f)

Denis Diderot 11:38, 15. Jun 2008 (CEST)