Die TV-Falle. Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Die TV-Falle: Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft |
Autor(en): | Roger Schawinski |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | Zürich |
Verlag: | Kein & Aber |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2007 |
Seitenanzahl: | 256 Seiten |
Originaltitel: | - |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3036955054 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3036955056 |
Schlagwörter: | Mediengeschichte, Fernsehgeschichte |
Sachgebiete: | Mediengeschichte |
Rezensionen | |
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Der Autor Roger Schawinski war von 2003 bis 2006 Geschäftsführer ("Senderchef") von Sat.1 und hat mit seinem Insiderbericht Die TV-Falle einen Insiderbericht über das Fernsehgeschäft in Deutschland abgeliefert. Schawinski beleuchtet sowohl die wirtschaftlichen Hintergründe des Fernsehmachens, als auch über die Stars des Fernsehens und die Manager hinter den Kulissen, der Bericht ist teilweise im Stile eines investigativen Insiderberichts abgehalten und scheut sich auch nicht davor zurück, Namen und Beweggründe zu benennen.
Die zentrale Aussage des Buches besteht darin zu zeigen, wie der Autor als Geschäftsführer von Sat.1 unter zum Teil sehr ungünstigen Bedingungen dennoch die Einnahmen des Senders sehr positiv entwickeln konnte. In den drei Jahren, so Schawinski, wurde in der ganzen Gruppe ein Gewinn von 2 Milliarden Euro für den damaligen Eigentümer Haim Saban erwirtschaftet, der Fernsehen als reines Anlageobjekt betrachtete. Sat.1. trug 454 Millionen Euro zu diesem Ergebnis bei, wobei der Gewinn im Jahr 2003 lediglich 4 Millionen Euro betrug und bis 2006 auf 204 Millionen Euro gewachsen war. (181) Schawinski beschreibt diesen Umstand zwar bemüht objektiv, kann sich aber eines kritischen Untertons nicht erwehren, wenn er bsp. beschreibt, dass Saban nach drei Jahren sehr positiven Wirtschaftens lediglich 23 Millionen Euro an den Vorstand der ganzen Sendergruppe (ihn als Geschäftsführer ausgenommen) ausgeschüttet habe, aber an die restlichen 2.996 Mitarbeiter der ganzen Gruppe nur 400 Euro pro Person vergeben wurden (236).
Die aus seiner Sicht zum Teil sehr widrigen Umstände, in denen Schawinski wirtschaften musste, lassen sich unter folgenden Punkten zusammenfassen:
- schwieriger Umgang mit Stars und berühmten Persönlichkeiten, auf die der Sender aber elementarerweise angewiesen ist (Otti Fischer (Serie: Bulle von Tölz), Jürgen Heinrich (Serie: Wollfs Revier), Anke Engelke als Nachfolgerin von Harald Schmidt (Late Night, Kapitel 1,2 und 15)
- Umgang mit den durch die Diversifikation der Fernsehsender immer weiter sinkenden Quoten und die Notwendigkeit, die TKPs immer weiter zu erhöhen
- die Kunst des Programmierens und der Gegenprogrammierung durch die Konkurrenz, die zum Teil zu absurden Programmplanungen führen würde, die aber aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus notwendig seien (Kapitel 7)
- Umgang mit den Forderungen nach immer höherer Wirtschaftlichkeit, die zu einem "Controller-Fernsehen" (189) führen würden, in dem immer weniger eigenes produziert wird und stattdessen auf billige amerikanische Serien und Produkte aus der Vergangenheit gesetzt wird (Kapitel 4 und 10)
- die aus Sicht Schawinskis den Markt verzerrende Stellung der Öffentlich-Rechtlichen TV-Sender (u.a. Kapitel 9)
Einschätzung
Richtig spannend wird es, wenn Schawinski den Umgang mit den neuen Formen des Fernsehens beschreibt, den Telenovelas und den realitätsnahen Analysen von Verbrechen (CSI-Serien). Denn Schawinski hat natürlicherweise einen sehr tiefen Einblick in die Welt des Fernsehens. Auch seine wirtschaftlichen Analysen weisen sehr viele kluge und richtigen Einschätzungen auf, etwa bei der Beschreibung des Controller-Fernsehens.
Etwas matt ist seine Schimpftirade auf die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Diese agieren zwar in der Tat nicht immer glücklich, ohne sie wäre jedoch das Fernsehen in Deutschland noch weiter im freien Fall nach unten und im Fernsehen würde Qualität vollständig durch Telenovelas und Serien ersetzt werden. Fast wirkt seine Kritik am dualen Fernsehsystem ein wenig nach dem Neid desjenigen Senderchefs, der auch gerne etwas mehr Freiheit in der Ausgestaltung seines Senders gehabt hätte, weil die Ausrichtung auf eine reine Wirtschaftlichkeit zu eben jenem von ihm kritisierten Controller-Fernsehen führt.
Denis Diderot 12:41, 10. Aug 2008 (CEST)