The Innovators Dilemma. Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren

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Daten zum Buch
Deutscher Titel: The Innovators Dilemma. Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren
Autor(en): Clayton M. Christensen, Stephan Friedrich von den Eichen, Kurt Matzler
Herausgeber:
Erscheinungsort: München
Verlag: Vahlen
Serie:
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenanzahl: 264 Seiten
Originaltitel: The Innovator's Dilemma. When New Technologies Cause Great Firms to Fail
Originalsprache: deutsch
ISBN-10: 380063791X
ISBN-13/

EAN-Code:

978-3800637911
Schlagwörter: Business, Wirtschaft, Wirtschaftsgeschichet
Sachgebiete: Wirtschaftswissenschaften
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Bereits 1997 erschien das in zahlreiche Sprachen übersetzte Wirtschaftswerk "The Innovator´s Dilemma“ von Professor Christensen in englischer Sprache, das mittlerweile durch weitere Autoren auch um europäische Beispiele ergänzt, nun auch in deutscher Sprache vorliegt. Die Analyse Christensen, der Professor für Business Administration an der Harvard Business School ist, geht dabei nicht von der Frage aus, warum Wirtschaftsunternehmen erfolgreich waren oder sind, sondern warum Unternehmen vielleicht sogar trotz erfolgreichen Wirtschaftens scheitern können.

Die Autoren greifen dabei den Begriff der disruptiven Innovation auf, die sie von den evolutionären Innovationen abgrenzen (7). Unter evolutionären Innovationen verstehen die Autoren dabei Innovationen, die zwar durchaus radikal sein können, die Verbesserung von Produkten aber linear fortschreiben. Disruptive Innovationen zeichnen sich den Autoren nach jedoch gerade dadurch aus, dass diese Innovationen die Produktqualität zunächst genau nicht verbessern, sondern vielmehr schlechtere, ggf. sogar teurere Produkte hervorbringen. Die Innovation ist im Kern jedoch so gut, dass sie das ursprüngliche Produkt nach ein paar Jahren Entwicklung qualitativ bei Weitem übertrifft, günstiger ist und dieses ersetzt.

Christensen und die deutschsprachigen Autoren machen in Teil 1 des Buches disruptive Entwicklungen an ein paar markanten Produkten aus der Wirtschaftsgeschichte deutlich. So zeigen sie, wie die Segelschiffe von den Dampfschiffen ersetzt worden sind, obwohl anfänglich das Dampfschiff mit den Segelschiffen nicht konkurrieren konnte (8 ff). Die Entwicklung von Dampfschniffen überholte jedoch die der Segelschiffe innerhalb kurzer Zeit, so dass die Hersteller von Segelschiffen trotz großer Anstrengung und der Herstellung von Schiffen mit 7 Segeln nicht mehr gegen die Hersteller von Dampfschiffen ankommen konnten. Dabei hatten die Hersteller von Segelschiffen alles richtig gemacht. Sie hatten auf ihre Kunden gehört, die, so lange Dampfschiffe nicht mit Segelschiffen konkurrieren konnten, weiterhin Segelschiffe haben wollten. So entstand eine Situation für Unternehmen, in der richtiges und gutes Management den Grundstein für den Misserfolg in der Zukunft legte. Dieses Verhalten von Unternehmen ist den Autoren zufolge beispielhaft.

Die Autoren haben dazu viele prägnante Beispiele zusammengetragen. Neben den Segelschiffen z.B. auch das Beispiel der Seilbagger. (93 ff.) Seilbagger waren lange Zeit den Hydraulikbaggern überlegen und die Kunden der etablierten Hersteller von Seilbaggern wollten genau dieses Produkt aufgrund ihrer überlegenen Hebeleistung haben bis zu dem Zeitpunkt, bis Hydraulikbagger den Seilbaggern qualitativ ebenbürtig waren, dann aber einige Produktmerkmale wie Sicherheit mitbrachten, die Seilbagger nicht bieten können. Das Ergebnis der Hydraulikbagger-Innovation war es, dass praktisch kein Hersteller von Seilbaggern überlebt hat und von den Hydraulikbaggerherstellern verdrängt wurde.

Das Buch hat noch viele weitere Beispiele wie die Schweizer Uhrenindustrie, die von billigen Quarzuhren aus Asien verdrängt worden sind oder das besonders kurzlebige Beispiel von Computerlaufwerken, deren Entwicklung sich immer wieder durch disruptive Innovationen auszeichnen.

Teil 2 des Buches beschäftigt sich mit der Frage, warum denn etablierte Hersteller von Produkten einfach nicht auf die Herausforderung disruptiver Innovation reagieren können, obwohl diese Innovationen teilweise sogar in den Forschungsabteilungen der etablierten Hersteller erfunden worden sind. So wurde etwa die Quarzuhr in der Schweiz erfunden, widersprach aber dem Wertesystem, das sich rund um die klassische analoge Uhr gebildet hatte (76 ff.) Ein besonders gutes Beispiel von Wertesystemen, die es einem Unternehmen sowohl bei den Kunden aber auch innerhalb des Unternehmens schwer macht, auf solche Entwicklungen zu reagieren, ist das Beispiel des analogen Fotokameraherstellers Leica. Leica hat so lange auf seine guten und treuen Kunden gehört, die scheinbar gar keine digitalen Kameras haben wollten, bis es zu spät war. Als die digitale Fotokamera die Qualität das Niveau der analogen erreicht hatte, überwogen bei allen Kunden, auch den konservativen, die Vorteile der digitalen Technologie.

Teil 2 des Buches gibt auch einen klaren Hinweis darauf, wie ein Unternehmen auf die Herausforderung disruptiver Innovation reagieren kann. Die Autoren des Buches sind sich ziemlich sicher darin, dass eine bestehende Organisation sehr gut auf evolutionäre Innovationen reagieren kann, aber nicht auf disruptive Innovationen, weil es das Unternehmen einfach nicht schafft, die richtigen Ressourcen im Unternhmen zu allokieren. Bestehende Ressourcen würden scheinbar richtigerweise auf die bestehende Marktbearbeitung ausgerichtet. Den Erfahrungen der Autoren nach kann eigentlich nur eine externe Unit auf eine solche Herausforderung angemessen reagieren oder die Unternehmensleitung müsse jedenfalls große Anstrengungen unternehmen, Ressourcen für die Umsetzung scheinbar nicht marktfähiger Produkte freizubekommen.

Bewertung und Kritik:

Die Betrachtung wirtschaftlich an disruptiven Innovationen gescheiterter Unternehmen ist durch die digitalen Entwicklungen, die praktisch monatlich neue disruptive Innovationen hervorbringen, so aktuell wie kaum zuvor. Brauchten die Dampfschiffe noch fast 100 Jahre, um den Segelschiffen den Rang abzulaufen, sind die Zyklen der Innovation bei Speichermedien nur noch wenige Jahre kurz. Allerdings haben die Autoren auch nur nach Beispielen gesucht, die ihre These stützen. So könnte man z.B. ausgerechnet Steve Jobs, der das Buch kannte, als Gegenbeispiel der These anführen, dass auf eine solche Innovation nicht aus dem Unternehmen selbst heraus reagiert werden kann. Denn Apple hat mit seinen Produkten beispielhaft gezeigt, wie man disruptive Innovationen in die eigene Produktphilosophie einbauen und für sich ausnutzen kann. Ein Desiderat bleibt es überdies zu untersuchen, wie man denn aussichtsreiche disruptive Innovationen erkennen kann. Denn es gibt mit Sicherheit viele disruptive Innovationen, die sich nicht durchgesetzt haben und auf deren Entwicklung zu setzen ein Fehler für Unternehmen gewesen wäre.

Denis Diderot 12:36, 26. Okt 2012 (CEST)