Karl Marx
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Karl Marx |
Autor(en): | Michael Berger |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | Stuttgart |
Verlag: | Unrast |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2008 |
Seitenanzahl: | 99 Seiten |
Originaltitel: | - |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3825230104 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3825230104 |
Schlagwörter: | Karl Marx, Marxismus, Kommunismus |
Sachgebiete: | Geschichtswissenschaft |
Rezensionen | |
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Der Freiburger Historiker Michael Berger, der bisher vor allem durch seine Einführung in das "Kapital" von Karl Marx bekannt geworden ist, stellt in seinem als "Profil" bezeichneten Buch zu Karl Marx eine kurze und prägnante Zusammenfassung der wichtigsten Grundlagen des Marxschen Denkens dar und verknüpft diese mit den biografischen Eckpunkten des Marxschen Lebens. Am Ende versucht der Autor einen Überblick zu geben, was von der Marxschen Theorie aus heutiger Sicht bleibt. Nach Ansicht des Autors rückt das Werk von Marx als Klassiker der Gesellschaftstheorie nach dem Ende des Marxismus in Europa wieder zunehmend in den Blickpunkt des Interesses.
Zunächst beschreibt Berger die materialistische Geschichtsauffassung von Marx, mit der eine Revolution der Gesellschaftswissenschaften im 19. Jahrhundert eingeleitet wurde, da Marx und Engels versuchen, aus der materiellen Produktion des Lebens (Empirie) den Lauf der Geschichte zu beschreiben. In Anlehnung, Weiterführung und als Kritik dieser Sichtweise entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts die Webersche Handlungstheorie und die Luhmannsche Systemtheorie, sowie als Synthese dieser beiden Theorieansätze die Habermassche Theorie des kommunikativen Handelns. Laut Berger hat Marx die Grenzen seiner Theorie später selber erkannt und diese daher nur auf die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft, nicht aber als allgemeine Geschichtstheorie angelegt.
Zudem beschreibt Berger die im Zentrum der Marxschem Theorie stehende Arbeitsmengentheorie in Anlehnung an Ricardo, wonach der Mehrwert in einer kapitalistischen Gesellschaft alleine durch die menschliche Arbeitskraft erzeugt wird. Ausbeutung ist nach Marx also die "legale Aneignung der Differenz zwischen den Kosten der Arbeitskraft und dem Erlös aus dem Verkauf des Mehrprodukts" (25). Michael Berger führt die bis heute gültigen Einwände gegen die Arbeitsmengentheorie an, die bereits 1896 von Prof. Böhm-Bawerk vorgetragen worden sind, wonach die reine Arbeitszeit kein gültiger Messwert für den Ertrag einer Arbeit sei. Heute gelten makroökonomische Betrachtungen wenig, denn es dominieren in der Wirtschaftswissenschaft eher mikroökonomische Betrachtungsweisen wie die Grenznutzentheorie.
Nachdem Berger detailliert auch auf die Biografie von Marx eingegangen ist und die verschiedenen Auseinandersetzungen mit Proudhon, Bakunin oder Lassalle beschrieben hat, versucht der Autor aufzuzeigen, was denn heute noch aus der Marxschen Theorie an Gewicht habe. Berger sieht hier a) die Einführung der Unterscheidung von Arbeit und Arbeitskraft in der Analyse der kapitalistischen Gesellschaft, b) die historische Religionskritik, c) die Beschreibung bürgerlicher Denkformen und d) die Charakterisierung der Politik als ständigen Kampf.
Laut Berger hat Marx vor allem sozialreformerische Kräfte wie die SPD oder andere sozialer Netzwerke an sich unterschätzt, denn viele der Forderungen von Marx aus dem kommunistischen Manifest seien heute in Europa im Prinzip erfüllt.