Mashup. Lob der Kopie
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Mashup. Lob der Kopie |
Autor(en): | Dirk von Gehlen |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | Frankfurt am Main |
Verlag: | Suhrkamp-Verlag |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 2011 |
Seitenanzahl: | 233 Seiten |
Originaltitel: | ' |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3518126210 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3518126219 |
Schlagwörter: | Technikgeschichte, Kulturtheorie |
Sachgebiete: | Kulturtheorie |
Rezensionen | |
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In dem Buch Mashup. Lob der Kopie möchte der Autor Dirk von Gehlen, Chefredakteur des Jugendmagazins jetzt.de, zeigen, dass das Kopieren eine zentrale anthropologische Kulturtechnik ist, die in der alltagssprachlichen Verwendung als bloße Kopie und durch die Kampagnen der "Verwertungsindustrien" gegen Raubkopierer, zu Unrecht als minderwertig betrachtet wird. Gehlen möchte mit seinem Buch dazu beitragen, dass die Kopie als grundlegende Technik des 21. Jahrhunderts besser anerkannt wird und plädiert für einen neuen Begriff der Originalität (165 ff), in dem Nachahmung und Kopieren als permanente Entwicklung eines Gegenstandes verstanden werden. Das Buch mischt in den reinen Fließtext immer wieder Interviews mit namhaften Fachvertretern aus der Wissenschaft zu den einzelnen Themen ein.
Zunächst zeigt Gehlen, dass die Kopie eine Kulturtechnik ist. Dazu gibt Gehlen einige Beispiele, z.B. "kopiert" oder "zitiert" die Musikgruppe Tocotronic Flaubert (25) und die FAZ "zitiert" in ihren Überschriften wiederum Musiktitel von Tocotronic. (27) Damit sei, so Gehlen, ein produktiver Kreislauf des Geistes in Gang gesetzt, den der US-Gründervater Thomas Jefferson als das Weiterreichen einer geistigen Flamme bezeichnete (29).
Darüber hinaus sieht Gehlen in der Kopie aber sogar noch mehr als eine Kulturtechnik. Denn neben Sprache und Kultur wird durch die Kopie auch der Körper mit Hilfe von Genen "weitergereicht". Mithin ist die Kopie die Grundlage der Evolution (65ff) und der Mensch eine regelrechte Kopiermaschine. (68)
Anhand der Diskussion um Plagiate macht Gehlen aber durchaus klar, dass es einen Unterschied zwischen der reinen Kopie und der guten, produktiven Kopie gibt. Die gute Kopie macht im wissenschaftlichen Kontext deutlich, woher die Bezüge stammen und nennt die Quellen. (23)
Bewertung
Das Buch von Dirk von Gehlen zeigt in gut lesbarer Form auf, dass die Kopie in der Tat eine der oder sogar die grundlegendste Kultur- Evolutionstechnik ist, die das Leben der Menschheit bestimmt. Es zeigt auch auf, dass durch die Digitalisierung diese Technik der Kopie noch einmal eine viel größere Kraft erhalten hat. Das Buch ist jedoch auch als ein Debattenbeitrag zu der durch die Digitalisierung entstandene Diskussion um das Urheberrecht zu verstehen. Und genau an diesem Punkt kann Gehlen leider nicht deutlich machen, warum die Kopie, so kraftvoll sie auch als Technik sein mag, nur dem Konsumenten dienen soll und nicht den Urhebern, die Gehlen durch die problemtische Kulurflatrate bezahlt sehen will und strikt von den reinen Verwertern trennt. Die Grenze zwischen Urhebern und Verwertern verläuft aber nicht so klar und deutlich, wie Gehlen das gerne haben möchte. Auch die als "Verwerter" diffamierten "Verleger" von Kulturgütern steuern sehr wohl einen Mehrwert zum Kulturprodukt hinzu und das einfache Kopieren eines Musikstückes oder eines ganzes Buches ist schlicht Konsum und ist nicht als Kulturtechnik der Kopie zu verherrlichen. Diesen Unterschied hatte Gehlen in seinem Buch eigentlich auch klar herausgearbeitet, kommt in seinen Forderungen aber über den derzeitigen Stand der Diskussion daher nicht hinaus.
Denis Diderot 11:16, 15. Apr 2012 (CEST)