Perlmanns Schweigen: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 27. September 2020, 22:47 Uhr
Daten zum Buch | |
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Deutscher Titel: | Perlmanns Schweigen |
Autor(en): | Pascal Mercier |
Herausgeber: | |
Erscheinungsort: | München |
Verlag: | btb Verlag |
Serie: | |
Erscheinungsjahr: | 1997 |
Seitenanzahl: | 638 Seiten |
Originaltitel: | - |
Originalsprache: | deutsch |
ISBN-10: | 3442721350 |
ISBN-13/
EAN-Code: |
978-3442721351 |
Schlagwörter: | Gelehrtenroman, Campusroman |
Sachgebiete: | Gelehrtenroman, Campusroman |
Rezensionen | |
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Perlmanns Schweigen von Pascal Mercier steht sowohl in der Tradition klassischer Gelehrten- und Campusromane als auch in der Tradition psychologischer Romane, die das Scheitern ihrer Protagonisten bis ins Einzelne hinein beleuchten.
Inhalt
Perlmann, ein angesehender Sprachwissenschaftler der Frankfurter Universität, enthält von Olivetti die Einladung, ein 5-wöchiges Seminar in Italien mit anderen Größen seines Faches abhalten zu dürfen. Eigentlich ein Traum für einen Wissenschaftler, seinen Forschungen unabhängig vom Alltag nachgehen zu können, gerät das Seminar jedoch zu einem Albtraum Perlmanns, da dieser aus seiner eigenen Sicht wissenschaftlich nichts Neues mehr zu sagen hat, diese Einstellung jedoch als Leiter des Seminars nicht zum Ausdruck bringen darf. Obwohl Perlmann sein angekündigtes Referat schon auf das Ende des Seminars gelegt hat, beschäftigt sich Perlmann jedoch nicht mit wissenschaftlicher Tätigkeit, sondern hängt seinen Erinnerungen mit Hilfe einer populärwissenschaftlichen Chronik des Jahrhunderts nach. Zudem übersetzt Perlmann nebenher eher zu seinem Vergnügen den russischen Text des Kollegen Leskov aus Petersburg, der nicht zum Seminar hatte ausreisen dürfen. Als sein Vortrag immer näher rückt, gibt er der Hotelangestellten Morelli, die mit Sekretariatsaufgaben betraut ist, den Auftrag, die bereits von ihr abgeschriebene Übersetzung des Leskovschen Textes zu kopieren und zu verteilen. Perlmann möchte damit den Text Leskovs als seinen eigenen ausgeben, obwohl für ihn persönlich dieses Plagiat bereits eine Art Selbstmord darstellt. Als sich dann unvorhergesehen Leskov doch noch ankündigt, glaubt Perlmann seine soziale und wissenschaftlichen Rufschädigung nur noch durch einen Mord an Leskov aufhalten zu können. Er plant diesen Mord zwar, kann ich aus Gewissensgründen jedoch nicht ausführen. Nach einem darauf folgenden Selbstmordversuch, den Perlmann jedoch überlebt, erfährt Perlmann, dass durch ein Missverständnis Frau Morelli gar nicht die Übersetzung des Leskovschen Textes verteilt hat, sondern seinen eigenen, den er noch kurz zuvor abgegeben hatte. Dadurch erkennt Perlmann, dass er Leskov zu Unrecht hätte ermordet, da er ja gar kein Plagiat begangen hatte. Doch Perlmanns Martyrium beginnt nun erst recht, da er vor dem Mordversuch an Leskov seinen russischen Orginaltext aus seinem Koffer vernichtet hatte, indem er ihn einfach auf eine stark befahrenen Landstrasse verteilt hatte. Da die Karriere Leskovs von diesem Text abhängt, sammelt Perlmann die Blätter des Manuskripts wieder ein, setzt den Text soweit als möglich zusammen und schickt diesen anonym an Leskov nach Sankt Petersburg. Perlmann, der die 5 Wochen Seminarzeit im malerischen Italien damit nur knapp überlebt hat, möchte seine Professur in Frankfurt niederlegen und ein Leben als einfacher Übersetzer in Italien weiterführen; einen Ruf an die Uni Princeton lehnt er ab. Das Buch endet mit der lakonischen Feststellung, dass nichts geschehen war, als Perlmann zum Schluss seine Bewerbung als Deutschlehrer in Managua in den Briefkasten geworfen hatte und im Schnee ausgerutscht war.
Bewertung
Obgleich Mercier sich ein interessantes Genre für seinen Roman ausgesucht hat und durchaus auch über die nötige sprachliche Mächtigkeit verfügt, um diesen psychologisierenden und kriminalisierenden Gelehrtenroman nicht langweilig werden zu lassen, mangelt es dem Roman vor allem im zweiten Teil an der notwendigen Spannung und dem erforderlichen Einfallsreichtum. Das persönliche Scheitern eines Gelehrten, der nichts mehr zu sagen hat, ist durchaus noch nachvollziehbar; aber Mercier hat es hier nicht geschafft, dieses Scheitern glaubhaft zu erklären. Die Psychologisierungen wirken oft einfach fade, die gelehrten Teile des Romans gehen als Überlegungen des Professors Peter Bieri durch. Der Versuch, einen "Zauberberg" der Moderne zu schreiben, ist Mercier missglückt.